Zentralbank für das Klima?

Eine Institution nach Vorbild der Zentralbank könnte das bisherige Modell mit starrem Zertifikateangebot und wenig flexibler Nachfrage ablösen, nachdem auch das sogenannte „Backloading“ von 900 Mio. Gutschriften (für jeweils eine Tonne CO2) nur einen Teil des derzeit auf zwei Milliarden geschätzten Überangebots in die Jahre 2019 und 2020 verschiebt. Dieser weitreichende mögliche Lösungsansatz für den Emissionshandel begeistert etwa Isabelle Curien, CO2-Analystin der Deutschen Bank. „Eine Institution nach Vorbild der Zentralbanken könnte in Echtzeit in den Markt eingreifen und den richtigen Preisdruck erzeugen, um die Ziele des Systems zu erreichen.“ Die im vergangenen Jahr begonnene Suche nach einer strukturellen Lösung brachte sechs Optionen hervor. Als einziger Ansatz scheint aktuell die „Zentralbank-Option“ übrig zu bleiben, der einen objektiven und regelgerichteten Mechanismus zur Anpassung des Zertifikateangebots sei. Vergangene Woche hatte EU-Klimaschutzkommissarin Connie Hedegaards zu einer Expertenanhörung für eine solche „Auktionspreisreserve“ nach Brüssel mit dem Hinweis eingeladen, dass diese Option aus den bisherigen Beratungen als Favorit hervorgegangen sei. So könnte künftig flexibel auf Marktbedingungen reagiert werden, indem bei einem Überangebot Zertifikate einbehalten oder aufgekauft, und bei einer Verknappung zusätzliche Zertifikate auf den Markt gegeben werden, um extreme Preisanstiege zu verhindern – möglicherweise ein Ansatz, um das am Boden liegende Emissionshandelssystem zu stabilisieren.