CO2-Preis künftig bei 40 Euro?

Der CO2-Handelsmarkt hat sich innerhalb eines Jahres rasant und unerwartet  entwickelt. Quasi eine Wiedergeburt des EU-Emissionshandelssystem ETS, von dem es immer nur hieß: zu geringer Preis, zuviele Emissionszertifikate am Markt. Nun zeigt die jüngste Reform vom April dieses Jahres Wirkung und die Preise steigen. Von 5 Euro Anfang September 2017 hat sich der Preis auf rund 20 Euro/t CO2 vervierfacht. Da sehen Experten bereits optimistisch einen CO2-Preis von bis zu 40 Euro am Emissionshandelshorizont erscheinen, was klarerweise Diskussionen, auch über die Folgen für die Energiewirtschaft insgesamt, entfacht.

Denn die zentrale Frage lautet: Ab welchem Punkt kann es zu einer deutlich beschleunigten Dekarbonisierung des Kraftwerkparks kommen? So schätzen die Unternehmensberater der Enervis Energy Advisors GmbH, dass sich ab einem Preis von 35 Euro/t CO2 GuD-Kraftwerke mit einem Wirkungsgrad von mindestens 55 Prozent im Merit Order vor Steinkohlekraftwerke mit Wirkungsgraden, die unter 39 Prozent liegen, schieben. Sollten wirklich 40 Euro erreicht werden, könnten auch Kohlekraftwerke mit weniger als 42 Prozent betroffen sein. Basis hierfür seien die aktuellen Gas- und Kohlenotierungen. Ab welchem Preis sich die Kohleverstromung nun tatsächlich verringert und damit auch die Gesamtemissionen pro Jahr sinken würden, bleibt unklar. Nicht zuletzt, weil bis Ende der 2020er Jahre ein Zertifikateüberschuss existiert.

Für eines sorgen die hohen Preise am Markt für CO2-Berechtigungen allerdings in jedem Fall: für unerwartete Zusatzeinnahmen des Bundes. Die Deutsche Emissionshandelsstelle (DEHSt) erzielte an der Strombörse EEX allein im Juli 2018 mit der Versteigerung von 17 Millionen CO2-Zertifkaten Erlöse in Höhe von rund 283 Millionen Euro. Die Bieter zahlten damit im Schnitt fast acht Prozent mehr als noch im Vormonat.

Zudem hat sich laut Handelsergebnissen der EEX am Emissionsrechtemarkt der Energiebörse das Volumen im August mit 252,1 Mio. Tonnen CO2 nahezu verdreifacht (August 2017: 85,7 Mio. Tonnen CO2). Insbesondere am Terminmarkt verzeichnete die EEX deutliche Zuwächse. Erstmals entfiel im August mehr als die Hälfte des Handelsvolumens auf den Handel mit EUA-Optionen (129,9 Mio. Tonnen CO2). Das Volumen in EUA-Futures verdoppelte sich auf 72,3 Mio. Tonnen CO2 (August 2017: 36,8 Mio. Tonnen CO2). Die Primärmarktauktionen trugen 39,7 Mio. Tonnen CO2 zum Gesamtvolumen bei.