Brexit auch beim Emissionshandel?

Das der Börsenpreis für CO2-Zertifikate noch mehr abrutschen könnte, war kaum vorstellbar. Aber mit der Entscheidung der Briten, die EU zu verlassen, sackten nicht nur die Kurse betroffener Währungen und Aktienindizes in den Keller. Den größten Preissturz aller Anlageklassen verzeichneten die Verschmutzungsrechte für Kohlendioxidemissionen.

Einen Tag nach dem Brexit-Referendum gab der Börsenpreis für ein CO2-Zertifikat um 17 Prozent nach. Mit nur noch 4,94 Euro pro Zertifikat, ist dies der seit 27 Monaten größte Preisverfall im Europäischen Emissionshandelssystem, dem zentralen Klimaschutzinstrument der Europäischen Union. Über allem schwebt die Frage: Steigen die Briten womöglich auch aus dem Emissionshandel aus? Damit könnten CO2-Zertifikate von hunderten britischer Kraftwerksbetreiber und Industriebetriebe auf den Markt kommen. Denn Großbritannien als zweitgrößter Treibhausgasemittent in der Europäischen Union, bräuchte die Verschmutzungsrechte dann nicht mehr und die CO2-Preise könnten unter einer wahren Flut überzähliger Zertifikate kollabieren. Aber die Hoffnung stirbt zuletzt: Vielleicht bleibt Großbritannien Mitglied des Europäischen Emissionshandelssystems – Norwegen, Island und Liechtenstein sind ja auch keine EU-Mitglieder und machen trotzdem beim Emissionshandel mit.