Das CO2-Budget im deutschen Emissionshandel scheint zu knapp bemessen. Warum ist das so? Am 16.09.2025 trat die vom Bundeskabinett beschlossene Novellierung der Brennstoffemissionshandelsverordnung (BEHV) in Kraft, welche die Art und Weise der Bereitstellung von Emissionszertifikaten im nationalen Emissionshandel (nEHS) für teilnahmepflichtige Unternehmen regelt. Im Jahr 2026 werden nationale Emissionszertifikate (nEZ) auf dem Primärmarkt im Rahmen von Versteigerungen innerhalb eines Preiskorridors von 55 bis 65 €/t CO2 veräußert. Die Schätzungen für die Gesamtversteigerungsmenge für das Jahr 2026 beläuft sich dabei auf ungefähr 210 Millionen nEZ – der genaue Betrag wird erst bis zum 30.04.2026 bekanntgegeben.
Im Grunde fußt dieser Betrag auf der von EU-Seite durch die Effort-Sharing-Regulation (ESR) vorgegebene Emissionsmenge, die Deutschland jährlich zur Verfügung steht. In den nEHS-Sektoren Verkehr und Wärme beträgt das deutsche Emissionsbudget im Jahr 2026 ca. 255 Mio. t CO2. Emissionsvorgaben in dieser Größenordnung gab es schon in den vergangenen Jahren und sie wurden im Rahmen des Festpreissystems, das einen unbegrenzten Kauf an Zertifikaten zuließ, konsequent verfehlt. In der Folge musste Deutschland stets Emissionszuweisungen aus anderen EU-Mitgliedstaaten zukaufen, um seine Überemissionen zu kompensieren. Genau diese Zusatzbedarfe der vergangenen Jahre werden vom ESR-Wert für 2026 abgezogen, um so die Gesamtversteigerungsmenge an nEZ im Jahr 2026 zu ergeben.
nEZ-„Verknappung“ vorprogrammiert
Während für die Jahre 2021 bis 2024 von einem Zusatzbedarf von ca. 4 Mio. Zertifikaten auszugehen ist (Annahme für Zusatzbedarf in 2024: Durchschnitt der Jahre 2021 bis 2023), gibt die neu beschlossene BEHV für das Jahr 2025 einen überraschend hohen Zusatzbedarf von 39 Mio. Zertifikaten vor. Zusammengerechnet ergibt sich die Gesamtversteigerungsmenge für 2026 von ca. 212 Mio. Zertifikaten. Setzt man diesen Wert ins Verhältnis zu der Menge an Zertifikaten, die zur Erfüllung der Compliance-Pflicht aller nEHS-Teilnehmer in Summe abzugeben sind, findet man eine deutliche Abweichung. Im Jahr 2023 lag die Abgabemenge bei ca. 283 Mio. nEZ und damit mehr als 30 Prozent über der geplanten Gesamtversteigerungsmenge für 2026. D.h., auch wenn die Abgabemenge für das Jahr 2026 ein gutes Stück geringer als im Jahr 2023 ausfallen sollte, ist immer noch mit einer Zertifikatsnachfrage zu rechnen, die das Auktionsangebot um bis zu 25 Prozent übersteigt. Allein ein äußerst starker konjunktureller Einbruch oder ein extrem milder Winter wären in der Lage, Angebot und Nachfrage in Einklang zu bringen.
Das Auktionsdesign
Start der ersten Auktion wird frühestens im April 2026 sein. Voraussichtlich an der European Energy Exchange (EEX) in Leipzig in einem mindestens wöchentliche Auktionen Rhythmus. Die Preisbildung: 55 bis 65 Euro im Einheitspreisverfahren. Dabei ist mit einer Versteigerungsmenge pro Termin von ca. 6 Mio. Zertifikaten auszugehen. Die Besonderheit: Beim Zuschlagspreis von 65 Euro können doppelt so viele Zertifikate wie vorgesehen verteilt werden. Die Restmenge für spätere Auktionen schrumpft dadurch – Auktionen könnten deshalb schon im Herbst enden. Mehr unter www.emissionshaendler.com